nachtweit

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„hinaus gehen
in die weite der nacht
bis wir die sterne
beinahe fassen können“ 





nachtweit 


in diesen nächten wenn
der sturm die sterne tanzen lässt
worte sich samtblau schweigen
und regen die leuchtenden
scheiben nässt

dann sollten wir sie fassen
all die liebe
derer die welt
so dringend bedarf

sie tragen in die weite
der nacht schützend die flammen
im herzen bewahren teilen
geben und nähren
denn es ist heilige nacht 





veredit@isabella.kramer2014




Nehmt Euch während der kommenden Feiertage Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Genießt die ruhigen Augenblicke mit Euren Freunden und Euren Lieben.
Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.
Möge das Wunder der Weihnacht Euch umgeben und durch das neue Jahr begleiten.


von Herzen Eure 


 isabella











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aus/geschwiegen

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aus/geschwiegen

erloschene himmel
und eine graue weite
die die leere durch dein fehlendes
wort mit scharfen strichen kreuzt

das jahr endet und doch
stehe ich und lausche 
im schwindenden licht 

zwinge den schmerz
hinter die kalten lippen
halte deine spröde herzschale
fest an mich gedrückt
und pflücke die tränen
aus dem ostwind 

/morgen/ 
sicher haben wir uns
morgen ausgeschwiegen  





veredit©isabella.kramer 






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Dezemberschimmer

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dezemberschimmer
unsere endlosschleife -
und der himmel verspricht
keinen schnee





veredit©isabella.kramer14








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Zwischenblätter

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Vergangen nicht,
Verwandelt ist,
Was war

- Rainer Maria Rilke




zwischenblätter

hauchzarte trennung
bleiben die blicke
weichgedachtes
nur an den rändern
messerscharf

aber es soll ja kein
schnitt sein
eben nur anders
sagst du
irgendwie verwandelt

und gegen das licht
liegen unsere schatten
immer noch seite an
seite




veredit©isabella.kramer 












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Herbstgarten

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herbstgarten
über dem abschied der farben
ein nebelgedicht







veredit©isabella.kramer14








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Brüchiges

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Brüchiges


November verspricht sich
vage wie immer
über die Zinnen der Tannen
streifen Tag und Nacht Kraniche
nach Südsüdwest -  ihr Reisegesang
schneidet mir das Herz
in Nebelstreifen - kalt und grau
die Wurzeln wollen nicht mehr
halten im brüchigen Wort 
wenn jetzt das Licht noch geht
wer streicht dann mit zärtlicher Hand
über die Sprünge der Zeit
webt das Netz zwischen
dir und mir

sag mir wer – wenn nicht wir








veredit©isabella.kramer 2014










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/Herbstgedanken/

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wir haben die Meere gewendet


den rollenden Wogen 
die Stirn geboten
mit den Möwen geschrien 
und auf Klippen geschwiegen
die Zuflucht verlassen 
und wären so gern geblieben


auf den höchsten Bergen 
Träume dem Wind übergeben
in der kindlichen Hoffnung
auf ein späteres Leben

  
unsere Wege verloren 
und uns wiedergefunden
und der Angst abgeschworen 


das alles einst endet 






veredit©isabella.kramer14




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Hingemalt

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Wähle Farben der Liebe und male sie
...
- Hermann Hesse 



dies ist ein Tag, wie hingemalt
schon in der Früh die Nebelfelder
das Licht nur Ahnung 
Schweigen, Stille
ein Hauch von Farbe - roter, gelber 


und erst der Sonne Sieg 
Goldfäden schweben 
gleich Melodien zart gewebt
von herbstverliebten Spinnenfrauen
Magie, unsagbar sanft vom Wind bewegt


sie ihre ganze Kraft entfaltet
ein Strahlen, Lächeln, sich Verstehen
ich schau dich an und kenn die Antwort
ein Glück für die, die Glück noch sehn









veredit©isabella.kramer 





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grau ist meer als eine farbe

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/grau ist meer als eine farbe/


unser herbst hat die stille
über die strände gebreitet
tief zieht sich der himmel
wolkengrau in die stirn


wogen branden, drohen schon
mit winterlichen gebärden
und auch der wind 
ist bestimmt kein kinderspiel


doch ist es genau das
was wir lieben
gemeinsam
gegen den wind


die klammen finger
verschränkt dazwischen
schabt die kleine muschel
mal an dir - mal an mir 










veredit©isabella.kramer14











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was folgt

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was folgt


so ging er wieder vor der Zeit
nichts konnte ihn mehr halten
schnurgerade südwärts 
im Gefolge
die gefiederten Wanderer 
noch ein nachlässiges Gold 
an Wolkenränder und Blätter
die Augen schon im Azur der Meere 
hinter den Bergen verloren 
und nicht ein Gedanke
was bleibt ohne Licht


was weiß er schon - 


vom herrlichen Schweigen
der Nebel über der Heide
vom rotgoldenen Schattenwurf 
über menschenleeren Stränden 
vom friedvollen Verstummen
wie es nur der Herbst bringt
und was dann folgt 


vom Leuchten der Stille
in mir




veredit©isabella.kramer14






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spätsommern







milde streift über die weite
farben zerfließen im licht
linien und falten behutsam
gezeichnete sandtage

noch ist es spätsommer
die dünenschatten duften 
nach hagebuttenrot 

und mit salzigen lippen 
schreibst du mir
meer auf die haut






veredit©isabella.kramer14










es sind die reifen tage
die in ihren letzten großen sommeratemzügen
unsere haut ergreifen
es sind die warmen schatten
die in diesen milden stunden
ihre harten kanten lösen
es sind die düfte üppigherb
die sich in leichtem flug
mit dieser zeit vermischen
es sind am rand der helligkeit
kipplichter die fließend über 
aufgebrachte dünen streicheln







Hermann Josef Schmitz











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Unzertrennlich

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Dämmerig war es und roch auf angenehme Weise nach Geborgenheit, Schmieröl und rostigem Eisen.  An Farben kann ich mich nicht erinnern, aber an den kleinen Hocker, den er mir neben seine Arbeitsbank schob. Sie war gespickt mit Unmengen von eigentümlichen Werkzeugen. Wenn ich ihn fragte, wofür dieses oder jenes wohl gut sei, bekam ich immer eine sehr lehrreiche Antwort, nie ein Abwiegeln oder Ausweichen. Es war ein ganz und gar herrlicher, aus jeder Zeit gefallener Ort und ganz ohne Frage war diese Werkstatt das ureigene Reich meines Großvaters.

Ich liebte es über alles hier bei ihm zu sein und ihm bei seinen, für mich meist unverständlichen, ja geheimnisvollen Tätigkeiten zuzuschauen. Mehr noch aber liebte ich es, wenn er mir von Russland erzählte, von seiner Zeit im Krieg, dem 2. Weltkrieg. Ja, er war als Soldat in diesen Krieg gezogen, aber irgendwie auch wieder nicht, das hatte ich sofort verstanden. Denn seine Aufgabe bestand nicht im Töten auf Befehl, oder Kämpfen, sondern im Löten, Schweißen, Schrauben und in Ordnungbringen. Mein Opa war schließlich Schlosser und genau das war es auch, was er dort in diesem Krieg getan hat. Es gab eine Werkstatt, auf Rädern natürlich, denn so ein Krieg bewegt sich ständig. Auf den vielen Schwarz-weiß Fotos, die er mir zur Untermalung seiner Geschichten zeigte, sah ich eine Art Bau- oder Zigeunerwagen und davor, jung, braungebrannt,  meinen Großvater Robert Hamerla und seine beiden Kollegen, wenn nicht einer von ihnen gerade das Bild gemacht hatte und so natürlich darauf fehlte. Meist trugen sie nur ein weißes Unterhemd auf dem Oberkörper, dann folgte ein Gürtel und die Armeehosen.
Unzertrennlich seien sie gewesen der Hamerla, der Kindervater und der Brandes. Sie waren alle drei Handwerker und dafür verantwortlich, zu reparieren, was so kaputtging beim in den Krieg ziehen, erzählte Großvater mir. Zum Schießen hatten sie auf diese Weise wenig Zeit und Lust sowieso nicht. Es war immer viel zu tun und dann war da noch diese Sache mit der Front. Die bewegt sich nämlich ständig hin und her und so ist es mehr als einmal geschehen, dass die drei mit ihrem Werkzeugwagen sich mit einem mal nicht mehr hinter der Front befanden, was ja viel besser zum ruhigen Arbeiten ist, sondern ohne, dass sie es gemerkt hätten, mitten in den feindlichen Linien feststeckten. Das war dann schon sehr gefährlich, aber die drei hatten den ganzen langen, schrecklichen Krieg über Glück – na ja, fast immer. Sie sind dann am Ende in Gefangenschaft geraten, aber auch dort blieben sie zusammen und konnten gemeinsam entkommen.

Er sprach von ihrem langen Fußmarsch nach Hause zurück, der Freundlichkeit der russischen Landbevölkerung, den schönen russischen Frauen. Wenn Großmutter das hörte, schimpfte sie immer, ich sei doch erst sechs Jahre alt und viel zu jung für solcherlei Geschichten.
Was mich und glücklicherweise auch meinen Großvater nie hinderte unsere Gesprächsstunde bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit genau dort wieder aufzunehmen, wo wir unterbrochen worden waren.

Ja, diese drei Männer, das war schon eine ganz besondere Gemeinschaft und selbst jetzt noch, Jahrzehnte danach, verging kein Jahr, in dem sie sich nicht wenigstens einmal im Jahr besuchten.

Mein Großvater starb dann zwei Jahre nachdem ich aus meinem Heimatdorf nach Hildesheim gegangen war, um meine Krankenschwesternausbildung zu beginnen.

Einige seiner alten Fotos begleiten mich seit jeher. Fast zwei Jahrzehnte schon, er war viel zu früh, mit knapp 70 Jahren, gestorben und ich vermisse ihn manchmal noch sehr.

Vor wenigen Wochen saß ich auf der Terrasse meiner Schwiegereltern. Sie haben eine Gärtnerei auf die man von diesem Platz aus hinunterschaut und es war ein warmer und wirklich herrlicher Maitag. Ich solle doch bitte warten und noch ein wenig dort oben sitzen bleiben, meinte meine Schwiegermutter, denn der Großvater meiner Schwägerin Monika wolle mit frisch gestochenem Spargel vorbeischauen und den könne ich ihm dann gut abnehmen, während sie noch rasch etwas ausliefern müsse.
„Ja, ist in Ordnung,“ meint ich leicht mürrisch, „ aber bitte lass mich mit dem alten und mir ja völlig unbekannten Mann nicht so lange allein hier sitzen.“.
Sie war schon so gut, wie weg und antwortete nur mit einem „Natürlich, ich beeil mich“. Also ganz ehrlich, begeistert war  ich nicht, denn ihr Zeitgefühl war recht entspannt und meine Aufgabe erschien ihr nett und unkompliziert. Erkannt habe ich ihn dann auch sofort, war ja nicht schwer. Ein alter, nett ausschauender Herr mit einer hölzernen Kiste in den Händen, die er schwungvoll auf dem Stuhl, direkt über meinem Strickzeug absetzte, sodass der Sand sich rieselnd darauf ergoss.

„Prima!“ dachte ich, „so macht man Punkte.“ Lächelte aber, gut erzogen wie ich bin, trennte Spargelkiste und Strickzeug voneinander und bot dem alten Herrn einen Stuhl und ein Getränk an. Beides wurde dankend angenommen und zudem ein Lob für den Spargel eingefordert. Der erschien mir nun doch keines großen Lobes wert, so fingerdünn, wie die Stangen waren, sah ich einer kniffeligen Schälarbeit entgegen. Aber ja, das war schon nett, so eine Kiste voller Spargel zu verschenken, sagte ich aber doch.
Ob ich die Qualität denn nicht beeindruckend fände.  Er mit großem Fragezeichen in der Stimme. Puh, das ging jetzt doch etwas weit. „Nun ja,“ bemerkte ich aufrichtig, „ein wenig dünn sind die Stangen ja, aber sehr schön weiß“ fügte ich versöhnlich hinzu.
„Verstehen sie etwas von Spargel?“ fragte er nun.
„Klar, ich komme aus einer Spargelgegend und wir haben in meiner Kindheit im Garten der Großeltern selbst Spargel angebaut.“ Jetzt hatte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit, so von Spargelkenner zu Spargelkennerin, sozusagen.

„Von wo kommen Sie denn her?“

„Aus Ebstorf, das ist ein Dorf in der Lüneburger Heide.“

„Wohnen Sie noch dort?“

„Nein, schon seit vielen Jahren nicht mehr. Warum?“

„Ach, ich hatte dort einmal einen Freund. Aber den werden Sie nicht kennen. Sein Name war  Robert Hamerla, er ist schon lange tot.“

In diesem Moment wurde mir die Kehle ganz eng und ich war froh, dass ich saß. Mit zitternder Stimme brachte ich kaum vernehmbar heraus:

„Das war mein Großvater!“

Mein Gegenüber zeigte eine Reaktion, die, gleichwohl mit einigen Jahrzehnten Altersunterschied und noch einem Rest Unglauben, doch stark meinem eigenen unwirklichen Gefühl in diesem denkwürdigen Augenblick entsprach. Worte brachte er allerdings im Moment keine heraus, das mit dem Zuschnüren der Kehle hatte bei ihm wohl noch nachhaltiger als bei mir funktioniert.
Erst nach einigen surrealen Minuten des Einander Anstarrens meinte er: „Mein Gott!“ Woraufhin ich fragte, wie er denn hieße. Sein heiseres: „Brandes“ gab mir fast den Rest. Das war DER Brandes, aus dem Krieg, dem Werkzeugwagen, der Flucht und der jahrzehntelangen Freundschaft. „Brandes und Kindervater“, nannte ich die beiden für mich unvergesslichen Namen aus diesem denkwürdigen Dreiergespann. Der Skepsis in den Augen meines Gegenübers schwand augenblicklich dahin.

„Du liebe Güte, das ist ja wirklich fantastisch!“ Ich meinte es wirklich so. Der alte Herr fand allmählich Stimme und Fassung wieder und entgegnete: „Mann, das ist ja wirklich ein Ding, da wären der Robert und ich jetzt sogar miteinander verwandt!“

Wir redeten dann und redeten, er fragte nach Dingen aus der Vergangenheit, meiner Mutter, dem Haus meiner Großeltern. Die anderen kamen hinzu, wir versuchten unseren eigenartigen Gemütszustand zu erklären, die Einzigartigkeit dieser Begegnung, es gelang nur spärlich.

Die besondere Magie dieses Augenblicks verstanden wohl nur er und ich so richtig.
Wir hatten sie gefühlt, die Hand des Schicksals und wir sahen es beide, hier hatten sich noch einmal im Leben ganz besondere Wege gekreuzt, über den Tod hinaus.



veredit©isabella.kramer2014




Die Fotografie (Privatbesitz) zeigt wirklich meinen Großvater Robert Hamerla als jungen Mann, ca. 1933 aufgenommen in seinem täglichen Arbeitsfeld als Landmaschinenschlosser auf einem Bauernhof in der Region Ebstorf, bei Uelzen, Niedersachsen. 

Erstveröffentlichung im Internationalen Kulturmagazin aus Kapfenberg, Östereich - REIBEISEN Nr. 34 - Jahrgang 2017 




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Apfelworte

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der mohn ist erloschen
müde und schwer die sommerlider
schon legt um fröstelnde schultern
septembergaze ihr rostiges braun

wären da nicht die apfelworte
leuchtend rotgoldene versprechen
voller süße und verlangen
ich würde verzagen

doch so tausche ich
rot gegen und rot
schmecke deinen duft
auf meinen lippen

und lieb mich dem herbst entgegen




veredit©isabella.kramer14





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Lebenshunger

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in den Städten sehe ich keine Wege
nur Fluten, die stürmen, gischten und schäumen
Strudel nach oben, mehr noch nach unten
trüb braune Wogen, kein Ort bleibt den Träumen

Zeit, die ist hier seit langem verschwunden 
Unrast, Gewusel, ein ewiges Hasten
schneller und schneller dreht sich der Wahnsinn
einsam und grau schleppt ein jeder die Lasten

die er aus Sehnsucht sich selbst aufgeladen
schlingernd und stolpernd als Teil einer Herde
weglos verurteilt der Masse zu folgen
kein Himmel, kein Grün, nur gezähmte Erde

in den Städten sehe ich keine Wege
erst wenn blaue Weite mich wieder umhüllt
das Raunen der Wälder, das Glitzern der Flüsse
ist mein Hunger nach Leben gestillt





veredit©isabella.kramer14




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sonnengelbes elfchen






sommertage
sonderrationen sonnengelb
samtweicher südwind streichelt
schenkt sorglose, sommersprossige selbstfindung
seligkeit!






veredit©isabella.kramer14






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zeit/sicht/wechsel

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zeit/wörtlich


zeit/vertreiben
fazit:
zeitarm/bleiben
zeit/rauben
auch keine lösung

zeitspanne/n
aber nicht zu stark
zeitgleicher zeitdruck
könnte zur zeitauflösung führen
und bloss nicht den
zeitabgleichsknopf drücken

zeit/verschreiben
(ohne rezeptgebühr versteht sich!)
zeit/einteilen
zeit/en teilen
natürlich nur unter
der zeitlupe
sonst wäre es ja ungenau

zeitvers/schreiben
zeit/zum/schreiben

noch besser ist es

zeitsam/bleiben
zeit/zum/bleiben

zeit/los/teilen
zeit/bedarf könnte
in diesem speziellen fall
gern auch
zeit/lebens sein







veredit©isabella.kramer14














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MeerSommer

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MeerSommer
blau gespiegelt
wir im du

und der Südwind weht 






veredit©isabella.kramer14




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meerseitig





meerseitig

selbst wenn himmel und see
nicht blau wären
wenn wellen und möwen
nicht ihre werbenden lieder sängen
muscheln und sand
weder knirschen noch reiben würden
wolken und wind ihr fernweh
im dunst verstecken
inseln unerreichbar
und die ebbe irgendwie
viel zu lang erscheint

so würde ich mir doch
das meer aus der luft atmen
das salz auf deinen lippen schmecken
und wissen

ich bin angekommen




veredit©isabella.kramer14




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ausgesprochen

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ausgesprochen

wenn es so sein soll
dann lass uns schweigen

immer schon liebte ich 
jenes meerwärtsdunkelblau
dass die stille ausmacht
 hüllend und tragend
dem salzwind gleich
und tröstend in ihrer
 lippenwarmen zeitlosigkeit

ausgesprochen

jedoch 
hätte ich es geahnt
ich hätte sie mehr gehütet
unsere letzten 
worte






veredit©isabella.kramer14




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Lichtspur




Licht fließt durch Varenna springt zwei Stufen auf einmal verwinkelte Gässchen hinauf und hinunter –funkelndes Verstehen blitzt vom See herauf schmeichelt sich in verborgene Parks tupft Magie in den grünen Dämmer fächert sich tanzt zwischen wiegenden Palmen kann nicht widerstehen die samtigen Rosen kurz nur ganz kurz zu küssen gerade so lang wie ein Atemzug weich voller Duft schlüpft behutsam um die moosigen Putti nichts soll ihre Träume stören und speichert sich wie ein Echo des Glücks in der Mauer in unserem Rücken nein, halten können wir es nicht doch es bleibt uns für immer





veredit©isabella.kramer14 




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aus dem Alleinsein

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aus vergessenen zimmern mit decken nirgendwo endend rissige papierträume entkleiden die wände und schattenzeit liegt bloß hinter offenen türen schritte stimmen und als blasses echo das klirren von glas und lachen gelebt, geliebt, geteilt die gestrigen vorhänge segel des nordwinds der ungeladen sich einschleicht durch geborstenen scheiben sehend und stehen die gedanken tanzende staubflocken und ein einzelner lichtstrahl pendelt und trifft lippenrot sanft tröstend fällt sie dir zu - die stille in dir und es reicht






veredit©isabella.kramer14



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in juninächten

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in juninächten

werfe ich meine worte 
ins hellblaue dämmern 


süß und schmerzlich
das lied der nachtigall


keine antwort
doch trost 


so sammele ich
die verwaisten blätter


atme ihren duft
achte nicht auf die dornen


gedenke deiner 
und lebe dir zu






veredit©isabella.kramer14



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ein Grund zum Freuen ...

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... mein Gedicht - kopfüber - ist unter den Gewinnertexten im Gedichtwettbewerb: "Frühlingsgefühle" der Zeitschrift BRIGITTE WOMAN !!!




kopfüber
die sterne fest
im blick mit einem
wagemutigen satz

über lauernde weißreste
optimistische
ausrufezeichen
nachdrücklich gesetzt

zwischen märzgelb und
möchtegernhellblau
doppelt und dreifach
freigesprungen

gerade noch
im augenwinkel
jetzt mittendrin du
eine punktlandung





veredit©isabella.kramer 2013












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Farben neu schreiben

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farben neu schreiben - farben mit zitronenduft und gebranntem ton über steile treppen in schatten und licht entblätterte zeit palmenfinger verheißen tanzend verschlungene silhouetten auf sonnendurchglühtem ocker dazwischen immer wieder verankertes seeblau mal spaltbreit mal mit weit geöffneten armen die verschnörkelten gitter sperren nicht schenken vergessene geschichten in allen tönen gesättigtes rosenumwölktes tiefsmaragd und unter dem lächeln der buntgestreiften markisen malen wir uns neu.




veredit©isabella.kramer14






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RegenLied

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RegenLied 


es singt der regen ein lied
er singt von verflossenen träumen
die rosen ergeben sich neigen 
grün tropft von büschen und bäumen


er singt von verflossenen träumen
vom wachsen, werden und sehnen
grün tropft von büschen und bäumen
einem lächeln gleich unter tränen


vom wachsen, werden und sehnen
vom fortgehen und bleiben müssen
einem lächeln gleich unter tränen
dich spüren und immer vermissen


vom fortgehen und bleiben müssen
es singt der regen ein lied
dich spüren und immer vermissen
die rosen ergeben sich neigen 






veredit©isabella.kramer14




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und immer

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schroffe berge
sattes, südliches grün
rostrote dächer schmiegen
sich eng aneinander ziegel
vom sonnenlicht glühen
schwarz-weiße katzen träumen
lässig geräkelt auf moosigen
mauern träume von faltern
im duftenden citrus steinerne
schönheiten säumen
parks voller farben und licht
über und über von blüten
durchzogen und im azur
gleitende möwen und lachende
stimmen wehen herüber vom
blauestes blau schmiegt sich der see
um die szenen blitzweiße segel
zwischen funkelnden wellen orte
erfüllung des sehnen - schau


ankommen zweisein wortlos verstehen
blind sein und tiefer als jemals sehen
fallen und halten bleiben und immer
und immer nichts lieber
als unseren weg
gemeinsam gehen





veredit©isabella.kramer14




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reibeisen nr. 31



                 
reib 
                               eisen Nr. 31                                 
                                

 
Das internationale Kulturmagazin aus Kapfenberg
 
Nr. 31

Jahrgang 2014
 
Europa
 
Literatur
 
Kreis Kapfenberg



  "im blauen rittersporn" von Isabella Kramer - veredit
 
            __
 
"eingerollt"  von Isabella Kramer - veredit

            __





ich bin sehr glücklich im neuen reibeisen mit 2 Texten vertreten zu sein.




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Bouquet

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aus dem rosmarin blühst du
herb würzige küsse
entströmen dem salbei


warm und weich
das bett auf thymian
wir atmen und lachen
aus eisen wird rost
und das terracotta
zeigt spröde risse - doch


zeit zählt hier nichts
nur duft und seeblau
verwebte nähe
gelebt geliebte
alte lieder aufs neue
singen für dich


mein süden





veredit©isabella.kramer14 





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Pans Flöte schweigt - Monika Kafka

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Pan's Flöte schweigt* 
gewidmet in Liebe Monika Kafka*  1960 - 2014 

nie warst du fremd mir
als ich dich fand war längst schon
altvertrautes das uns band
zum beispiel brombeerranken*
oder der salzwind über weißen stränden
das bienensummen zwischen phlox und rosmarin* 
und dann die heilend frische wasserkühle
über sommerwarmen händen
der bogen zwischen grün und sein
mensch – teil des ganzen
riesig oder winzig klein 
doch wichtig, wund, geliebt
verkannt, geachtet und vermisst


wie jahr um jahr ein jedes blatt
sich aus sich selber neu erschafft
und nur der zuwachs weiterer
äste dem baum die chance 
auf unendlichkeit verschafft 
die wurzeln stark und fest 
in heimatliches sein begründet
das liebend seinen weg stets
neu begrünt – erfindet  
fühlbar zeigt und spricht 
so bist du mein und ich bin dein


du warst und bist 
mein grüngefädelt licht* 



veredit©isabella.kramer2014 




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meine liebste Mo





Die Welt ist dunkler ohne dich
das Grün trägt Tränen
und im Herzen klafft ein Spalt
den Worte nicht verschließen können. 







Gestern am 30. April 2014 ist meine Mo, Monika Kafka, meine geliebte Dichterfreundin, 
Seelenschwester und herzensnahe Verbündete 
in Sachen Fühlen und Wort verstorben. 
Erschüttert und unendlich traurig ist mein Denken
bei ihrer Familie und ihren Freunden. 


Mit ihr hat uns eine wahrhaft große zeitgenössische Dichterin
verlassen, die auf ihre einzigartige, feinfühlige und wortzauberische
Weise Bilder und Gefühle in unvergessliche Gedichte verwebt hat. 




Ich werde dich stets bei mir tragen, liebe Mo. 








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wenn ich einst malen kann

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wenn ich einst malen kann

sollen die Wolken wandern
und das Grün soll duften
die Schatten von südlicher Wärme
erzählen und unter dem Wasser
so dann und wann ein silbernes
Lächeln blitzen

mehr als ein Augenblick
tiefer als Träume gehen
Farben die fließend erfüllen
sehnend nach innen sehen

Augen und Hände
vom Leben erzählen
Lippen vor Liebe glühen
und die Blumen
die sollen im Wind sich wiegen
und die Segel der Schiffe
in endlose Ferne entführen

wenn ich einst malen kann …




veredit©isabella.kramer14



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Arkadien ...

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Arkadien könnte ich mir nicht schöner vorstellen zart hingetuschte Wasserfarben überreich gefüllt mit dem Duft südlicher Blüten schattiger Parks einem See voller Spiegelbilder Villen nur so dahin geträumt und einem Hauch Espresso für uns beide verflochtene Hände schützend gehalten die seegeborene Zwischenzeit  aus purem Glück vor allem Zeit und ... solo sia per noi


veredit©isabella.kramer14




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die geschenkten Worte

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schenk mir worte
auch wenn sie sind
wie fliegender sand
reibend und stechend
an bloßer haut

will sie ertragen
will es wagen
schweigend zu warten
dem wind zu trauen
schützend verborgen
die alten narben

augen fest auf den lichtstreif
horizontgezogene perlgraue zuversicht
bloß jeder angst
spiegelt er das ruhelose meer
letztlich geteiltes
mit den kindern der wolken

schenk mir worte …





veredit©isabella.kramer14




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Frühling

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ein Veilchen in Fugen
ein Lächeln im Bus
ein Arm voller Tulpen
ein inniger Kuss
ein, zwei Stunden Sonne
ein Regenguss 
ein schelmischer Blick 
ein ich darf, nicht ich muss






veredit©isabella.kramer14







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in dir

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in dir
kann heißen 
allein


in dir 
kann heißen
geborgen sein


in dir
ist dem wandern
bei ebbe gleich


weißt du den weg
kannst vom grund 
des meeres
jeden horizont
erreichen 







veredit©isabella.kramer14





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Anzahl

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zwischen all dem wiedererwachten
tastet sich die ahnung näher
kost mit frostigen fingerspitzen
mahnt, erinnert, irritiert


wie viele blätter hat der frühling
und werden sie reichen
für all das ungesagte








veredit©isabella.kramer14 









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der Morgen

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trauern wollte ich gestern
um dich und um mich
und das grau überall
schob es dann doch
auf den morgen danach

und der morgen ...
der brachte das amsellied
du weißt schon –
dieses das zu tränen rührt
zwischen krokuss und blaustern
singt sie uns vom frühling

ja, sie kann es immer noch







veredit©isabella.kramer14 




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Im Frostmond

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im Frostmond 
häutet sich die Nacht 
streicht brüchiges Silber
in alte Narben 
die längst keinen Namen
mehr tragen
und doch in Nächten
wie diesen 
deinen nie vergessen

weit, weit entfernt  
das Rauschen der Brandung
wie ein unerfülltes Gebet 








veredit©isabella.kramer14







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Stürmisch

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wild braust der sturm
und lässt die alten eichen
schwanken wie betrunkene riesen
tauwasser kräuselt, schäumt
ertränkt die braunen winterwiesen
und eine unrast liegt in all dem
drängend ungestümen treiben
das wirbelnd schilder, hüte, herzen
in wahre aufruhr bringt
ein jetzt, sofort und gleich gefühl
jedwede winterdepression bezwingt
und mit den haselkätzchenstaub
an fingerspitzen lässt's sich
vielleicht auch wieder schreiben
und sehnend lehnen die stirn
an den wind










veredit©isabella.kramer14








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Weglosigkeit

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Weglosigkeit
ist mir vorgegeben. Was immer
ich wollte, wohin es mich trieb,
nie schien es richtige Pfade
zu geben. 


Ein Vorwärts, gewiss und 
ein Hochhinauf. Doch war nichts
erkennbar, nicht deutlich umrissen.
Der Drang kam von innen,
vom einfach fort müssen.


Das Meer, es verstand mich,
die Unrast der Wellen, die weglose
Weite der Strände, die hellen 
schimmernden Streifen Licht
weit draußen – sie sagten, 
wir meinen dich.







veredit©isabella.kramer14










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