intermezzo

.




graue stille breitet sich
zwischen den jahren
und aus den abgelebten tagen
lässt sich kein tuch mir weben


es bleibt nur schweigend stehen
am zeitgeschliffenen ufer
und standhaft halten das gesicht
dem südwind zu
selbst ein verirrter gast
in diesem wechsel oder freund
von dem was kommen mag


ob lied, ob wort oder gar licht
reicht übers meer
wir werden's beide nehmen
zum reisen oder bleiben
das neue jahr









veredit©isabella.kramer13











.

Vollendetes Jahr

.





vollendet
nicht ganz
eine hand voll 
licht und wärme
augen die hinsehen
worte die meinen
was sie sagen und 
gesten die mehr 
geben als nehmen
sollte schon noch
dazwischen passen

weihnachten 





veredit@isabella.kramer13







Liebe Freundinnen, Liebe Freunde 
von Herzen Euch allen 
ein schönes Weihnachtsfest
und 
ein friedliches und glückliches 2014 !!


isabella  






.

entfärbte zeitreste

.




der dezember schmilzt
ins monochrome lass mich gehen
kalligraphy in schokobraun
seespiegel in den keiner schaut
vom weihnachtsmarkt weht
glöckchengeläut herüber
und die melancholie bekommt
ein tütchen gebrannte mandeln







veredit©isabella.kramer13








.

Adagio

.




am ende des sturms
bleiben entfärbte tage 
meerblau ferner denn je
und meine liebe
unter der zuflucht deiner herbsthände




at the end of the storm
remain discolored days
sea-blue further than ever
and my love
under the shelter of your autumn hands










veredit©isabella.kramer2013/2016








.

Poesie

.





Du fragst, was Poesie ist, mein Kind?
Kein Wort, kein Bild könnte es besser sagen,
es sind die letzten Rosen im Winterwind,
die sie in ihrem Herzen tragen. 






veredit©isabella.kramer13








.

Adventvoll

.




die finger mit harz
und das herz mit
freudiger erwartung

veredit©isabella.kramer13 








Ich wünsche Euch allen einen so richtig schönen 1. Advent liebe Freunde! 






.

Eiszeit

-






von winterwassern
haben wir getrunken
augen und brust benetzt
mit eisigem dunkel

es ist uns nicht bekommen
ein jeder verloren
 im panzer erstarrt
der rettende funke
licht erlischt 
und die tür schlägt im wind








veredit©isabella.kramer13









.

Abschied

.




es liegt ein abschied 
in den nebelgrauen tagen
ein leises weh und ach
hängt zitternd am entlaubten
tastet mit frostbereiften
fingerspitzen herzwärts
lehrt stille nehmen
nähe geben
ein licht entzünden
und schützend halten
die noch verbliebene zeit






veredit ©isabella.kramer13 






.

das ist gewiss

.



du gingst dahin
wie alle träume gehen
welktes im morgenlicht
ein letztes zartes wehen
streift mein gesicht
zum abschied oder aus
versehen – ich weiß es nicht

doch lässt es eines lächelns
spur auf warmen kissen
mir zurück und dieses
kribbeln in den flügelspitzen
das kraft mir und verheißung
gleichsam ist

will beides
nehmen – wagen, fliegen
uns träumend finden

das ist gewiss






veredit©isabella.kramer2013 




.







silbern

.




silbern
breitet der morgen
sein tuch über das meer
der warme wind
formt ein lächeln daraus

ich leg es mir
über die augen
und träum in den tag






veredit©isabella.kramer2013 







.

dein

.





goldenes herbstwort
flüchtiger schatz
windverwirbelt
doch spür ich
die silben auf meiner haut
auch wenn der sturm
schweigt


 






veredit©isabella.kramer2013




.

Herbsttage im Engadin

.




Herbsttage im Engadin

/aus mir war ich/

habe schneeweiße berge gewendet
majestätischen riesen ehrfurcht gezollt
von wolken getauft pässe durchzogen
dort wo sich sommer herbst winter
nur einen herzschlag
entfernt ineinander weben
seen leuchtende opale sind und
lerchenwälder goldene lettern
auf uraltes gestein zeichnen

habe mich ausgeschwiegen
dort wo die stürzenden wasser
melodie mehr als genug sind
kastanienwälder rostrot gefüllt
ihre köstliche ernte verschenken
und die sprache bilder malt
von süden und heimat

und ich nahm
mir von all dem
ein erinnern



veredit©isabella.kramer13



.

aus mir






aus
mir

geh
mir 
nicht 
aus
dem 
weg
geh
den 
weg 
mit 
mir
aus
dem
nichts






veredit©isabella.kramer13



.

ein trost pantum

.




ein abschied kommt es wechseln die gezeiten
von blättern fallen tropfen nebelmüd
einsame pfade sind einsam zu beschreiten
die tage welken - die rosen sind verblüht


von blättern fallen die tropfen nebelmüd
blass sind des himmels aufgespannte fluren
die tage welken - die rosen sind verblüht
schweigendes ticken abgelaufener uhren


blass sind des himmels aufgespannte fluren
denn aus der nacht entsteigt der erste frost
schweigendes ticken abgelaufener uhren
du liebst und weißt es – das ist der trost


und aus der nacht entsteigt der erste frost
ein abschied kommt es wechseln die gezeiten
du liebst und weißt es – das ist der trost
einsame pfade sind einsam zu beschreiten








veredit©isabella.kramer2013






.

gefunden

.





wenn im pastell herbstlich müder wälder stille von abschiedsblättern tropft sommerbleiche gräser pilzige schätze schützen und der feuchte boden federnd schwingt bei jedem schritt duft wolken wehmutsgefüllt zwischen den birkenstämmen und ein verirrter lichtstrahl den weg weist finger tiefrot vom brombeersaft lippen berühren das herz übervoll und nähe ein tröstendes geschenk dann ist es ganz ihr herbst













veredit©isabella.kramer2013



.

wortenteert

.



wo kargheit
windbilder
auf sandige wellen
zeichnet
blau
der einzige ton ist
und das licht
alles verspricht

braucht es worte
nicht



veredit@isabella.kramer13




.

herbst flüstern

.


herbst flüstern
die frostnahen farben
sprödes drängt
herab und der nebel
mag sich nicht heben


schlaft ruhig
ich werde warten





veredit©isabella.kramer13




.

wenn es denn Liebe gibt





wenn es denn liebe gibt
soll sie in diesen rosen liegen
soll wort um wort, jahr um jahr
eines ans andere schmiegen
wenn es denn liebe gibt
soll sie dem duft dieser rosen gleichen
und sei es ein abschied
und sei es für immer
so wird das erinnern ganz sicher unendlich
für mindestens eine ewigkeit reichen




veredit©isabella.kramer 13





.


pfadfinder






wüsste ich es nicht besser
ich würde aufs geradewohl spazieren
schwindelnde klippen überspringen
selbst über kantig scharfe grate balancieren
und mit geschlossenen träumeraugen
herbstwindgeschützte pfade finden
ich würde schimmernd weiße steine legen
als spur ins morgen nur und nicht zurück
und in dem ausgewaschenen bett
vom letzten warmen sommerregen
mich an dich binden








veredit©isabella.kramer13









.

Sommerabschied

.





ergeben hat er sich
ertränkt im tiefgehängten grau
duftfülle gleitet, drängt
in wohl verkorktes grünes glas
und rüttelnd zerrt der wind
die letzten sonnenflechten fort
das müde haupt gebettet
auf das fahle trockne gras
umweht vom spröden tanz
rostroter blätter breitet sich
melancholie







veredit©isabella.kramer 13



.

aufgespart




die farben gewendet
lichtlinien laufen
hautinnenseits warm

augentiefes verstehen
weiß der weg
das schwarz dichte ich
einfach fort



veredit©isabella.kramer2013



.

ballade rosé

.




abschied weht
über geschnittene felder
goldet das licht
verkürzter tage
hellroter duft lockt
beerig funkelnd
nochzeit bis zur neige
spätsommer atmet
wärmende stille
verirrte falter
flirrend verdichtete
erinnerungen
dehnen sich gen süd
am gaumen die süße
des languedoc
abschied weht
ganz frieden und milde





veredit©isabella.kramer2013






.

siebenundzwanzig

.




wie schön, dass du mich liebst
deine blicke mir gelten
deine gesten mich streifen
deine worte mich meinen
deine nähe mich frei macht
unsere nächte mich schützen
du mich findest
wenn ich dich suche
zwischen den gezeiten
unsere spuren im sand
gemeinsam verlaufen
wenn das meer nimmt
was es einst gab ...





veredit©isabella.kramer13




.

restlicht



restlich/t

ein wechsel kommt
rubinrote beeren glühn
und schräg liegt die sonne
auf dampfenden feldern

an goldenen wolkenrändern
ziehen die ersten schwärme
gen süd - reiselieder im blut
vielstimmig der abschied

mit leisem zittern fällt
ein gelbes blatt
nur einen lidschlag vom
herbst entfernt

doch deine küsse
schmecken
immer noch
sommersüss




veredit©isabella.kramer 2013

.

Die Heide blüht

.




Die Heide blüht



welliges land heiderot
wacholder wie wächter
grün und duftend
erhaben bedacht
von den grazilen weißen
frühes gold durchsetzt
wiegende birkenschleier
saumhüterinnen
an sandigen pfaden

windflügelige jungfern
umtanzen einander
von irgendwo kinderlachen
braune hände voller eriken
ungebundenes glück
auf durchsonnten findlingen
schlafen schillernde eidechsen
mit offenen augen

so will ich es auch halten
alles ist duft und bienengesumm
darüber nordisches weiß-blau
blankgeputzt vom augustlicht

erinnern greift erdtief
umarmend, tröstend

welliges land heiderot







veredit©isabella.kramer2013



.

honigtage

.


außen wird innen
zeit wandelt sich
in wohlige trägheit und
smaragdgefächeltes licht
wie die faune es lieben
horch nur
selbst die blumen singen
von erde und kraft
und der august breitet sich
ganz und gar
des sommers wahre gestalt





veredit©isabella.kramer2013





.

handnah




müsste ich dich suchen
so wäre es leicht dich zu finden
immer am saum der gezeiten
die letzten goldenen lichtspuren
auf endlos rollenden wellen
eingetaucht ins blau zwischen
land und ozean immer
das lied der nahen brandung
die heiseren schreie der möwen
und das knirschen des sandes
wiesen den einzig richtigen pfad
meerwärts blick und herz

und öffnete ich meine hand
so fände ich deine stets darin





veredit©isabella.kramer2013





.

alles was zählt

.



in samtener schwüle
tanzen sie die zartbeflügelten
seelenschwestern trunken
und selbstvergessend
suchend dem atem
des honigmondes folgend
nimmermüd
als wäre das leben
nur ein einziger tag
und der sommer
die einzige jahreszeit
der herbst nie erfunden

und der gemeinsame tanz
alles was zählt





veredit©isabella.kramer 2013




.

freiheit

.




wenn man mich lässt
dann mach ich schon
salzluft, möwenrufe und
weißen sand streu ich
darüber

die muschel ist für die zeit danach



 



veredit©isabella.kramer2013





.

eintauchen

.



im flirrenden licht mischten sich die farben zu einer warmen palette schmiegten sich weich und herrlich unscharf  an zart umarmende schattenlinien schläfrige vogelstimmen emsiges insektengesumm betörender rosenduft und die würze des rosmarins aber vor allem die farben ein meer aus irisierenden glühenden pulsierenden lockenden tönen durchströmend greifbar und doch nur ein hauch versprechen und wortloses verstehen sie schloss die augen atmete tief durch und liess sich in den sommer fallen ... 




veredit©isabella.kramer2013
 



.

komm


 


schwing dich auf
mit mir lass uns
gleiten über die
sommerseen


unsere schatten
verweben mit
glitzerndem licht
flügel an flügel


kurz ist die zeit
doch der wind trägt
düfte und lieder
des südens

komm






veredit©isabella.kramer 2013



.

Rittersporn

.




blüten sind sie nur
doch
himmelvolle becher
fächern den sommer
durch mutige speere
in lichte streifen
irisierender freude

und im erinnerungsgarten
zwischen blauen wolken
ein leises echo von kinderlachen

web nur für mich 
aus dem azur einen kranz






veredit©isabella.kramer 2013



.

die Spur der kurzen Walzer

.



Die Spur der kurzen Walzer


wenn  Akeleien bauschen
ihre reich berüschten Roben
wenn kurze Walzer
weite Spuren wehn
und Kind und Saat
sind eins

wohin und wann
ist ungewiss doch
wenn der Sommerwind
das Wiegenlied anstimmt
gleichsam bestimmend - frei
findet ein jedes seinen Weg






veredit©isabella.kramer 2013







.

reibeisen Nr. 30




                              reibeisen Nr. 30                                 
                                

 
Das Kulturmagazin aus Kapfenberg
 
Nr. 30

Jahrgang 2013
 
Europa
 
Literatur
 
Kreis Kapfenberg



  "erinnerungen am meer" von Isabella Kramer - veredit
 
            __
 
"keine wortfarben"  von Isabella Kramer - veredit

            __


"nephele - ein herbsttanz" von Isabella Kramer - veredit




ich bin sehr glücklich im neuen reibeisen mit 3 Texten vertreten zu sein.




.


.

die zeit der margeritensonnen

.



komm windbruder
wir wollen uns
an die felder schmiegen
mit duftenden gräsern
tanzen und wiegen
dem summen der bienen im klee
lauschen und liegen
nur der atem des sommers
zwischen dir und mir








veredit©isabella.kramer 2013






.

Spiegelgespräch



morgendlicher Dank euch
lustigen Punkten im Gesicht
Sonnensprossen zahllose
Lichttupfen gegen Einerlei
großzügig gesegnet mit
tausendfachem Spritzdekor
jenseits makellosen Porzellans
punktuelle Lebensfreude
zelltiefe Farbbekenntnis
gegen jeden Purismus
Sonnenlächeln
selbst an trüben Tagen
Pizzicato von Mutter Natur
geschenkt
Großvaters Schwanenweiß
getrotzt – zum Glück!
unstet, lichthungrig, ungebändigt
… ganz ich






veredit©isabella.kramer 2013







,

Marksky meint

 .


Marksky meint 


sollen sich doch die anderen streiten
wetteifern, grübeln, disputieren
dem trend nachspüren, die spur abschreiten
am eigenen safte sich goutieren

was schert es mich, mir grünt der mai
mit sonnenstund und regenschauer
mit fliederduft und heiteitei
entspannt sein war schon immer schlauer


ich brauch nicht viel, ein tütchen futter
die tauben teilen gern mit mir
die alte parkbank links vom luther
dient mir als frühlingshauptquartier


von dort lass ich dann ganz gelassen
den weltentrubel, trubel sein
die ein, zwei euro in den tassen
mehr als genug, das glück ist mein



veredit©isabella.kramer 2013



.

kein abenteuer

,



ach, wär‘ die welt noch überschaubar
die sehnsuchtslinien klar begrenzt
und der heimweg breit und eben


die segel weiß und gut gefüllt
mit worten machtvoll und stark
sturmfest und unverrückbar


der wind ein freund und nicht
beißend voller sand immer
von vorn mit scharfen zähnen


so wäre es keine kunst
kein abenteuer
das im spiegel lächelt ungewiss






veredit©isabella.kramer2013






angeregt durch das wundervolle Gedicht: Überschaubar von Herman Josef Schmitz
.

Buoni Proposite








buoni propositi


so bunt will ich die himmel malen
das glück aufspannen zwischen alten gassen
spaghetti vongole mit meerblick
und liebesstreit aus offenen fenstern


dem süden neue namen geben
wörter schreiben auf warme wände
nackte zehen auf piniennadeln
und zikaden opern in samtnächten


zeit verlieren im endlosen azur
auf steilen treppen heimliche küsse tauschen
alle pläne und vorsätze vergessen
immer deine hand in der meinen








veredit©isabella.kramer 2013




dieses Gedicht hat beim 1. Lyrikwettbewerb auf dem
Dichterplanet den 1. Preis gewonnen hat.



.




Ellipse

.



der wind zieht klärende linien
lichtwellen kreuzen
brechen sich silbernd
im stürmenden grau

wolken eilen südwärts
ein, zwei sonnenfinger
teilen die fliehende schar
funkelnde bänder auf tanzenden wogen

messen wie die möwen unsere kräfte
lehnen uns in den sturm
vertrauend und stark
fügt die see alles wieder zusammen





veredit©isabella.kramer -  mai2013



.

fundstücke

.


New York, New York …


verloren habe ich mich
in den schluchten aus stein
doch fand ich mich
in tausend reflexionen

vertraut, so vertraut
ihr puls in meinem blut
ihr frühling unter meiner haut
ihr lächeln in meinem gesicht

ein lied wartete hier auf mich
tausend flirrende worte geflüstert
lichter gewoben tag und nacht
werbender duft heimatlich fremd

dem charme erlegen
weit offene arme
inselglück, freundin, vertraute
mehr als nur eine möglichkeit










veredit©isabella.kramer 2013



.

Arrival

.


Manhattan betört mit dem Duft von tausend Hyazinthen im Central Park servieren Magnolien Licht in zartrosa Porzellanschalen Montagmorgen in der Metro trepp auf, trepp ab - beschwingt bis zur nächsten Station ein Arm voll Tulpen alte, neue Himmelstürme Traumfinger im Wolkenlos umschäumt frisches Blattgrün selbst die Straßen schimmern unter strahlendem Himmel schicken abertausend funkelnde Scheiben ihr Lächeln über den Hudson üppige Mandelzweige schmücken die MoMA die Public Library setzt
auf meterhohe Forsythien ich bin angekommen mein Gepäck steht in Frankfurt was soll’s – ich hab meine Sehnsucht dabei

und New York blüht






veredit©isabella.kramer 2013










.

herzbilder

.


schier unbändig erneuert
der mai sein versprechen
grünt - schäumt - berauscht
wie nie dagewesen


schenkt der die heimkehrt
randvolle wortlosigkeit
ob all des niegesehenen
wirbel wie fallende blütenblätter


alles im überfluss vorhanden
mai eben -  meere aus duft
und dann der blick deiner augen
erneuertes versprechen












veredit©isabella.kramer 2013










 .

Abflug



ameisen im blut
und dieses kribbeln
in den flügelspitzen

hörst du wie der himmel singt
die arme weit offen

längst ist die route gewählt
am blau entlang - immer
den kompass auf ferne

am rand stapel silberner türme
schluchten quirlig gefüllt
krumen für den der findet

träume und tränen
dahinter ein ganzer kontinent …
die reise beginnt






veredit©isabella.kramer2013




 






.

Analyse

.
 

Der Kryptiker liebt dichtes Dichten,
sein ganzes Augenmerk zu richten,
auf höchst verkürzte, knappe Zeilen.
Dort soll der Geist des Lesers weilen

und forschen in den kargen Sätzen,
trainieren sein Gehirn und schätzen,
was nebulös darin enthalten.
Wer hat, kann Fantasie entfalten.

Solch Knappheit bringt ja mannigfaltig,
dem Hirn den Spielraum, der gewaltig,
sich dreht um Verse, so wie „Puh!“
Da kann man grübeln immerzu,

sich stundenlang imaginieren
und braucht sich nicht mal zu genieren,
dass sich der Sinn nicht recht erschließt.
Es ist halt kryptisch, was man liest!

Dabei enthält der Verse Deutung,
ungleich der Seele eigene Häutung,
die solcher Klang hervor uns rief
Allein, wer wagt sich schon so tief?

Ob solcher Kargheit recht benommen,
man wird zu der Erkenntnis kommen,
dass Kryptik eine rechte Kunst,
man liest’s und hat nicht einen Dunst.

Jedoch der Kryptiker begnadet,
redu- und –ziert sich, unbeschadet.
Solch Unverständnis rührt ihn nicht.
Ach, Leser sind halt viel zu schlicht!





veredit©09






.

ungeschützt

.



frost hauchte unzeit
auf juvenile ungeduld
eiswind fältelte sprödes
in ecken zu drohenden
schatten wer lächelte
fand hier kein spiegelbild

was ist schon fair
dürre stengel schrieben
in jede falte frühling
ist ausgeträumt

schau nicht hin
leg mir die toten blüten
in den schoß sing ihnen
lieder vom schlaf und
danach zeit mehr als
genug





veredit©isabella.kramer 2013





.